Heiliges Römisches Reich und Herrscherglanz: wie Otto der Große Magdeburg im Mittelalter auf die Weltkarte rückte und die Ottostadt heute sein Erbe feiert.
Der Kaiser zieht feierlich in Magdeburg ein. Schon weit vor den Stadttoren begrüßen ihn Geistliche. Der Zug umfasst die kaiserliche Familie, Adelige, Würdenträger und Hunderte von Reitern. Mit dabei sind Bedienstete, Waffenschmiede, Hufschmiede, Jäger, Köche und mehr. Musiker, Sänger und Gaukler sorgen für Stimmung. Eine beeindruckende Prozession taucht Magdeburg in Ehrfurcht und Festlichkeit. So berichten historische Quellen über den Palmsonntag des Jahres 973. Kaiser Otto I. der Große (912 – 973) hatte die Elbestadt einige Jahre zuvor mit dem Segen des Papstes zum Sitz eines Erzbistums gemacht. Die prächtige, mit Marmor, Gold und Edelsteinen geschmückte neue Kirche in seiner Lieblingspfalz bestimmte der mächtige Herrscher gar als seine Grablege: den heutigen Magdeburger Dom.Hotspot deutscher und europäischer Geschichte
Ein Statement der Extraklasse: Magdeburg ist für den ersten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches die bevorzugte Residenz. In Zeiten des Reisekaisertums kommt Magdeburg damit der Rolle einer Hauptstadt vielleicht am nächsten. Klar ist: Magdeburg steht im Zentrum der Macht in der deutschen und europäischen Geschichte. Auch privat schwört Otto auf die Metropole des Mittelalters an der Elbe: hier heiratet er Editha von Wessex. Heute wird sie von Historiker:innen als „Lady Di des Mittelalters“ gewürdigt. Schon zu Lebzeiten – und erst recht danach – verehren die Menschen Editha wie eine Heilige. Als Ausdruck seiner Liebe legt Otto ihr Magdeburg als Morgengabe zu Füßen. Was könnte die persönliche Bedeutung der Stadt für den Kaiser stärker unterstreichen?Magdeburg als Nabel der (abendländischen) Welt: Die Stadt war zu Ottos Zeiten ein bedeutendes Zentrum für Handel und Kultur. Der Kaiser stiftete im Jahr 937 das Erzbistum Magdeburg, was die Stadt weiter stärkte. Mehr noch: Otto machte Magdeburg zum mitteleuropäischen Hotspot.
Eleganter Brückenschlag in die Geschichte
Grund genug, die kaiserliche Historie auf besondere Weise zu bewahren. Und das auf charmante Weise: Mit der Bezeichnung „Ottostadt“ schlägt Magdeburg elegant und leicht die Brücke in die große Geschichte. Otto ist in Magdeburg zum Greifen nah: im prächtigen gotischen Dom zu Magdeburg können Besucher:innen heute auf Tuchfühlung mit dem einstigen Herrscher gehen und das einzige Kaisergrab Sachsen-Anhalts entdecken. Das angrenzende Dommuseum Ottonianum Magdeburg erzählt die ottonische Geschichte ausführlich und mit vielen beeindruckenden Exponaten.Rathausplatz mit Goldenem Reiter
Im Herzen der Innenstadt befindet sich der Alte Markt mit dem „Magdeburger Reiter“ – eine Bronzekopie des ersten frei stehenden Reiterstandbildes nördlich der Alpen. Bereits um 1240 geschaffen, stellt der Magdeburger Reiter vermutlich Kaiser Otto I. dar. Die beiden allegorischen Begleitfiguren zu seiner Seite sind zwei Mägde. Die eine der beiden hält ein Schild mit dem Reichsadler, die andere fasst eine Fahnenlanze, zwei Hoheitssymbole des Kaisers. Das Original des Standbildes zog im Jahre 1967 in das Kulturhistorische Museum der Stadt, wo es auch heute noch besichtigt werden kann.Die Geschichte des Alten Rathauses auf dem Alten Markt reicht zurück bis ins 12./ 13. Jahrhundert. Die ältesten Teile des Rathauses befinden sich im Bereich des heutigen Ratskellers. Nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wurde das Rathaus als zweigeschossiger Sandsteinbau im Stil der italienisch-niederländischen Renaissance nach Entwürfen des Ingenieurhauptmanns Heinrich Schmutze wieder aufgebaut. Die zweite Zerstörung folgte im Januar 1945. Das Rathaus wurde – wie große Teile der Stadt während eines Luftangriffs – in Schutt und Asche gelegt. In den 1950er Jahren begann der originalgetreue Wiederaufbau des Gebäudes, der 1979 abgeschlossen wurde.