Von Dampfern, Mühlen und Maschinen
Vom historischen Kettenschleppdampfer „Gustav Zeuner“ über die Schiffsmühle am Petriförder bis zur Maschinenfabrik R. Wolf in Buckau – die Stadt bietet spannende Einblicke in ihre industrielle Vergangenheit. Magdeburg hat als Industriestadt Geschichte geschrieben. Wer heute mit offenen Augen durch die Stadt spaziert, stößt an vielen Ecken auf die Zeit der stampfenden Maschinen, rauchenden Schlote und mutigen Ingenieure.Schwerfällig, aber unbeirrbar zieht sich die „Gustav Zeuner“ an einer dicken Eisenkette flussaufwärts. Dichter Rauch steigt aus dem Schornstein, der Lärm der Maschine übertönt das Rauschen der Elbe … Bis zu 40 Lastkähne konnte ein solcher Kettenschleppdampfer bewegen – eine schwimmende Kraftmaschine, die Ende des 19. Jahrhunderts den Güterverkehr auf der Elbe revolutionierte.
Heute liegt die „Gustav Zeuner“ still am Kai des Magdeburger Wissenschafts-hafens. Sie ist der letzte erhaltene Kettenschleppdampfer auf der Elbe und erzählt von einer Zeit, in der Dampfkraft und Ingenieurskunst Magdeburg und die Region prägten. Wer das Museumsschiff betritt, hört die Geschichte der Kettenschifffahrt, sieht bewegte Maschinenteile und bekommt ein Gefühl für die harte Arbeit an Bord.
Weiter flussaufwärts, auf der gegenüberliegenden Elbseite, ankert die „Württemberg“. Der alte Elbeschlepper von 1909 erzählt von Arbeit und Alltag der Schiffer, die auf der Elbe Güter und Menschen bewegten. Ein ehrenamtlich betriebenes Schiffsmuseum entführt dort von Zeit zu Zeit in vergangene Tage, als die Fotos noch schwarz-weiß waren.
Etwa in der Mitte zwischen beiden Dampfern findet sich am Petriförder ein technisches Kuriosum: die historische Schiffsmühle. Schon vor Jahrhunderten nutzten Dutzende solcher Mühlen die Strömung der Elbe, um Korn zu mahlen. Der Nachbau von 1874 zeigt anschaulich, wie unsere Vorfahren die Kraft des Flusses zu nutzen wussten.
Der alte Magdeburger Elbbahnhof erinnert derweil an das Eisenbahnzeitalter, und präsentiert sich Gästen heute als topmoderner Standort zum Wohnen, aber auch für Gastronomie und Lebensart – samt Elbbalkon und dem Zeitzähler, einem kugelrunden Kunstwerk.
Weiter im Süden, in Buckau, schrieb die Maschinenfabrik R. Wolf AG einst Industriegeschichte: Riesige Dampfmaschinen aus Magdeburg trieben Fabriken und Kraftwerke an. Heute ist Buckau ein Szene-Kiez der Elbestadt. Und auch die sehenswerten Gruson-Gewächs-häuser am Klosterbergegarten stammen aus der Ära der Großindustriellen, gegründet von Hermann Gruson, dessen Maschinenfabrik ein Weltunternehmen war.
So wie die „Gustav Zeuner“ einst unbeirrbar auf der Elbe ihre Bahnen zog, zieht sich die Industriekultur bis heute durch Magdeburg. Die Zeit von Dampf, Stahl und Erfindern – sie fasziniert bis heute mit ihren imposanten Relikten.