Die von Star-Ingenieur Ulrich Müther geschaffene Hyparschale zieht wieder Eventgäste und Architekturliebhaber an. Was das Bauwerk so einzigartig macht und warum man es bei einem Magdeburg-Besuch nicht verpassen sollte.
Magdeburg feiert in diesem Sommer die Wiederauferstehung einer Ikone: Die Hyparschale am Elbufer eröffnet nach mehrjähriger Bauzeit als hochmodernes Kongress- und Veranstaltungszentrum. Wenn man in der lichtdurchfluteten „Schale“ mit ihren transparenten Außenwänden steht, schwebt über einem die geschwungene Decke scheinbar wie ein Stofftuch in der Luft, ohne Stützen und Pfeiler. Irgendwie magisch.Der mühsam vor dem Verfall gerettete, zeitlos elegante Meisterbau aus dem Jahr 1969 von Architektur- und Ingenieur-Star Ulrich Müther (1934 – 2007) wird neben Veranstaltungsgästen künftig sicher auch Architekturliebhaber aus dem In- und Ausland anziehen. Schließlich hinterließ Müther seine Spuren international.
Im großen Maßstab wird auch die Wiedereröffnung gewürdigt: Vom 19. Juli bis 10. November 2024 wird hier zum Einstand die spektakuläre Ausstellung „BANKSY – A Vandal Turned Idol“ mit Werken des weltweit gefeierten Streetart-Idols gezeigt. Klingt alles nach sehr viel Hype um die Hyparschale? Zu Recht! Lesen Sie mal, was ein Experte dazu im Interview verrät! Hier finden Sie mehr Informationen zur Ausstellung.
3 Fragen an Dipl. Ing. Joachim Stappenbeck, 1. Vorsitzender Architekten und Ingenieurverein zu Magdeburg von 1876 e.V.
Welche Bedeutung hat die Hyparschale?
Sie ist ein architektonisches, vor allem aber ein ingenieurtechnisches Meisterwerk des Bauingenieurs Ulrich Müther. Seine Bedeutung gewinnt das Bauwerk durch die selbsttragende Stahlbetondecke, bestehend aus vier hyperbolischen Paraboloiden (Hyparschalen). Sie haben es ermöglicht, die transparenten Außenwände ohne Stützen zu bauen. So entstand 1969 eine lichtdurchflutete Mehrzweckhalle. Sie ist ein Zeugnis ingenieurbaulicher Innovation und eine Ikone der DDR-Moderne.
Wie hat Müther die Bauweise in Deutschland und darüber hinaus beeinflusst?
Von seiner Arbeit zeugen ursprünglich mehr als siebzig Bauwerke. Er bekam deutschlandweit und darüber hinaus Aufträge für derartige Objekte. Genannt seien der Teepott in Warnemünde, der Uferpavillon in Potsdam, das „Wurzelwerk“ des Berliner Fernsehturms, das Planetarium in Medellin/Kolumbien, die Raumflugplanetarien in Kuwait und Tripolis/Libyen oder aber solche Bauwerke wie die Radrennbahn in Havanna/Kuba. Seine „Schalendächer“ wurden zum Exportschlager.
Können Sie uns mehr über die Ideen von Müther erzählen?
Ulrich Müther, in Binz/Rügen geboren, war von seiner Kindheit an begeistert von der Dünnwandigkeit und zugleich Belastbarkeit von Muscheln, also Schalen, und wollte weg von einer Entwicklung, bei der die rechtwinklige Platte das Ende aller architektonischen Träume sein sollte. So entwickelte er die Idee von der Hyperschale. In Magdeburg führte Müther dieses Konstruktionsprinzip auf ein neues Niveau. Hier schuf er einen Hallenkörper, der einerseits von der Leichtigkeit der Dachkonstruktion und zugleich von der Transparenz seiner Außenfronten lebt.
Die Hyparschale in Zahlen
- Erbaut 1969
- Grundfläche von rund 2.300 qm
- Das größte Schalenbauwerk des Bauingenieurs Ulrich Müther
- Platz für bis zu 500 Besucher:innen
- Dach mit Maßen von 48x48 m